Ergebnisse

Anhand der archäologischen Untersuchungen sind in der Stadtwüstung die Rekonstruktion eines weitgehend rechtwinkligen Straßenrasters und die Verortung von wesentlichen Stadtarealen möglich. Im nördlichen Bereich der Wüstung entdeckten die Forscher das Burgareal. Ein großer Marktplatz, ringsum von dichter Bebauung umschlossen, bildete das gesellschaftliche und wirtschaftliche Zentrum des Ortes. Freyenstein besaß wohl in erster Linie Marktfunktion, lebte demnach von Handel und Handwerk.

Vieles spricht für einen planmäßigen Aufbau der Stadt nach vorangegangener Vermessung. Stadtgrundrisse mit rechtwinkligem Straßensystem sind besonders östlich der Elbe zu finden. Im Falle der Freyensteiner Altstadt wurde der Grundriss in späteren Zeiten jedoch nicht mit nachfolgender Bebauung überprägt. Das ursprüngliche Gründungsmuster des 13. Jahrhunderts blieb erhalten. An mehreren Orten ließ sich aufwendiger Straßenbelag aus Stein nachweisen.

Die Häuser entstanden überwiegend in Holz-Lehm-Bauweise, doch über die Konstruktion und Höhe der Bauten gibt es bislang nur Vermutungen. Erhalten sind lediglich die aus Feldstein errichteten oder ursprünglich mit Holz ausgekleideten Keller.


Kellergrundrisse
Archäologische Untersuchungen – die Ausgrabungen und die geophysikalischen Messverfahren – brachten Beweise einer dichten, regelmäßigen Bebauung in Freyenstein des 13. Jahrhunderts.

Der erste, im Jahr 1980 entdeckte Keller stellt ein typisches Beispiel für Freyenstein dar, sowohl was die Größe als auch die Konstruktion des quadratischen Kellers mit einer Mauerstärke von etwa 60 bis 80 cm betrifft. Der Zugang über eine Treppe war an der Rückseite angelegt. Das Haus, dessen Größe nicht bekannt ist, war nicht vollunterkellert.

Bis Mitte der 1980er Jahre wurden weitere Gebäudereste entdeckt und ausgegraben, darunter nochmals drei Steinkeller, aber auch mehrere ursprünglich mit Holz verkleidete Kellergruben. Sie wurden allerdings nach Ende der Arbeiten wieder verfüllt und sind heute nicht mehr sichtbar.

Nach einer Reihe geomagnetischer Untersuchungen in den Jahren 2000 bis 2004 auf dem Wüstungsgelände legte man im Jahr 2007 einen Steinkeller frei und machte ihn für die Besucher zugänglich.

Seine architektonischen Besonderheiten machen dieses Bauwerk bislang einzigartig in der Mark Brandenburg. Ungewöhnlich sind fünf Lichtschächte, die schräg in das Mauerwerk eingearbeitet sind. So konnte Tageslicht eindringen, zugleich war für eine wirkungsvolle Durchlüftung gesorgt. In den Wänden sind vier Nischen eingelassen, die zusätzliche Abstellmöglichkeiten boten. Der Kellerraum hatte wohl nur eine einfache Balkendecke, während der Zugang mit einem gemauerten Tonnengewölbe überfangen war.

Der zum Bauen benötigte Kalk wurde direkt am Ort hergestellt. Darauf lassen mehrere Brennöfen schließen, die unmittelbar hinter dem Gebäude entdeckt wurden.


Straße
In der Zeit um 1300 sind die Straßen und Plätze in den Städten nur selten flächendeckend gepflastert.

Wie in vielen Städten sind auch in Freyenstein vermutlich einige Straßen oder Gassen mit Bohlen ausgelegt gewesen. Diese können jedoch nicht mehr nachgewiesen werden. Einzelne Straßenbereiche befestigte man aber auch mit Rollsteinen oder füllte störende Löcher mit Abfällen aus den Schmiedewerkstätten, den Eisenschlacken, was sich im Befund klar widerspiegelt.

Einige Straßenbereiche wurden nachweislich sorgfältig und qualitätsvoll mit Steinen gepflastert. Die Tatsache zeugt von einer guten ökonomischen Situation der alten Stadt Freyenstein. Das Verlegemuster in der Pflasterung deutet an, dass zuerst die Randeinfassungen, die Mittelreihe und die Quergliederungen aus größeren Blöcken gelegt wurden. Die entstandenen Felder wurden dann mit kleineren Steinen ausgefüllt. Das Vorgehen hatte weniger ästhetische als praktische Gründe. Mit dieser Bauweise wurde das Pflaster eingespannt und konnte nicht so leicht wieder verrutschen.


Burgareal
Die meisten mittelalterlichen Städte sind in der Nähe einer Burg gegründet worden. Auch in Freyenstein gab es diese enge Verbindung zwischen Burg und Stadt. Eine frühe Befestigung wird im Bereich des Schlossparks der neuen Stadt Freyenstein vermutet, dort wo sich die Ruine eines Renaissance-Schlosses befindet. Ein archäologischer Nachweis fehlt bislang. Umso erstaunlicher ist die Entdeckung einer Burg auf dem Areal der Stadtwüstung. Sie ist vollständig eingeebnet und überackert. Bis jetzt wurden keine archäologischen Ausgrabungen in diesem Bereich durchgeführt.

Die Burganlage gliedert sich in eine Haupt- und eine Vorburg. Eine Erdbrücke mit Torsituation befand sich am äußeren Burggraben, genau dort, wo einst eine Straße vom Marktplatz her auf die Burg zuführte.

Die gesamte Burg umgrenzte ein ca. sieben Meter breiter und über drei Meter tiefer Graben. Die Hauptburg wurde mit einem zweiten Graben gesichert. Die gesamte Befestigung dürfte weitgehend aus Holz und Erdaufschüttungen bestanden haben. Bislang konnten im Bereich der Burg ein Brunnen und der Vorburg mehrere Keller sowie eine gut erhaltene Straßenpflasterung ermittelt werden.


Marktplatz
Das Areal, auf dem der städtische Marktplatz vermutet wird, fiel während der archäologischen Untersuchungen aus zwei Gründen auf. Die Fläche mit der beachtlichen Ausdehnung von 130 x 87 Meter war von einer relativ engen Bebauung umgrenzt, der innere Bereich zeichnete sich dabei nur durch eine geringe Zahl von Befunden aus. Seine relativ zentrale Lage lässt sich anhand des rasterförmigen Straßenschemas bestimmen, die ihn zu allen vier Seiten umgab.

Einige Baubefunde mittig des Markplatzes können als Kellergruben interpretiert werden, die vielleicht zum Kaufhaus- und späteren Rathausgebäude gehörten. Doch bislang lässt sich nichts sicheres über die Lage des markanten Stadtgebäudes sagen. Auch über die Lage der Kirche gibt es auf dieser Etappe der Forschung noch nichts zu sagen.


Funde
Während archäologischer Ausgrabungen und Prospektionen seit dem Jahr 1980 kamen auf dem Gelände der Stadtwüstung Freyenstein zahlreiche Funde aus Keramik und Metall zutage. Organische Materialien sind so gut, wie nicht vertreten, denn die Erhaltungsbedingungen für diese sind in Freyenstein sehr ungünstig. Vorwiegend handelt es sich bei den Funden um die Produkte der örtlichen Handwerksbetriebe. Aus den Kellern konnten zahlreiche Keramikgefäße geborgen werden. Es handelt sich um einheimische graue Irdenware sowie um importiertes Stein- und Faststeinzeug. Zu den Funden aus Metall – dabei sind Bronze und Eisen vertreten – zählen in erster Linie Geräte, Schmuck, aber auch Waffen. Eisenschlacken bezeugen das Schmiedehandwerk. Auch mehrere Silbermünzen, darunter ein brandenburgischer Denar aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, geprägt in Salzwedel (Altmark) gehören zum Fundspektrum.